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Wenn man sich die Diskussionen in den vergangenen Jahren anschaut, dann kann man schon von einem Mythos um das Elektorauto sprechen. Mein erstes Mal war mit einem E-Golf, 2013 in der Wolfsburger Autostadt. Ich kann mich noch gut dran erinnern, weil es doch ein anderes, neues Fahrgefühl war. 

VW-Golf als E-Auto steht auf dem Parkplatz an einer Ladesäule
VW-Golf als E-Auto steht vor einer Ladesäule.

Im Januar 2023 waren erstmals mehr als 1 Mio. E-Autos in Deutschland zugelassen. Aber immer noch kursieren so viele Halbwahrheiten und Märchen über das E-Auto an sich, dass wir mal schauen wollen, wo wir technisch tatsächlich stehen.  Unsere Frage ist also: Mythos Elektroauto – was stimmt?

Die strittigsten Fragen zum Mythos Elektroauto im Check 

Der wesentliche Unterschied zwischen Verbrenner und E-Auto liegt in der Antriebstechnik. Einerseits der Motor, der mit Verbrennungsmechanik und Getriebe Energie erzeugt und umsetzt. Andrerseits die Batterie und der stufenlose Direktantrieb. 

Mythos: Rohstoffgewinnung und Herstellung beschädigen Umwelt und Menschenrechte

Zwei der zentralen Schlagwörter beim Mythos Elektroauto sind hier: Kobalt-Abbau und Kinderarbeit. Kobalt ist übrigens auch in anderen Alltagsgegenständen. Aber schön zu sehen, dass besonders Autofahrer ihr Interesse an den beiden Themen entdecken. Ein Zeichen gesellschaftlichen Wandels für mehr Verantwortung? Lassen wir das mal offen.   

Kinder- und Sklavenarbeit in den Abbaugebieten 

Kein Widerspruch, die Zustände in vielen Abbaugebieten sind menschenverachtend. Was kann man dagegen tun? 

Lösung a) Lieferkettengesetz
Nun endlich, seit dem 1. Januar 2023 ist ein Gesetz in Kraft, das Hersteller verpflichtet, Verantwortung für die Zustände bei Zulieferern mitzutragen. Wer sich den Weg aber bis hierhin anschaut, gegen welche erbitterten Widerstände von Seiten der Industrie und entsprechender Parteien die Initiatoren zu kämpfen hatten, darf bezweifeln, ob dieser ausreicht.

Lösung b) Alternativen auf Lithium und Kobalt

Eine technische Lösung scheint da sinnvoller. Weltweit wird mit Hochdruck an Alternativen geforscht. Und ja, die gibt es nicht nur theoretisch. Eine kommt aktuell aus China auf den Markt. Dabei handelt es sich um die Natrium-Ionen-Batterie. Eine vielversprechende Alternative zur Lithium-Ionen-Batterie. Die Technik ist seit mehr als 40 Jahren bekannt, hatte aber bisher einen großen Nachteil: ihre geringe Energiedichte, also eine schlechtere Effizienz.

In China sind gerade die ersten Großserien von Fahrzeugen mit Natrium-Ionen-Batterien der Hersteller CATL und HiNa angelaufen. Jetzt müssen sie im Alltag beweisen, ob sie halten, was sie versprechen.

Dazu kommen jetzt die Vorteile der Natrium-Ionen-Technik noch besser zum Tragen. Sie sind bei vergleichbarer Leistung etwa 30 bis 40 Prozent günstiger als Lithium-Ionen-Akkus. Auch sind sie unter anderem deutlich unempfindlicher gegenüber Temperaturschwankungen. Sogar bei -20 °C sollen noch bis zu 90 Prozent Leistung abrufbar sein.

Professor Dr. Andreas Jossen, Professor für Elektrische Energiespeichertechnik an der TU München, schätzt die Situation im Sommer 2023 wie folgt ein:

Ich gehe davon aus, dass alles, was heute mit Lithium-Ionen-Eisenphosphat angeboten wird, zukünftig auch mit Natrium-Ionen-Batterien im Bereich der E-Mobilität erhältlich sein könnte. (…) Der Hauptvorteil dieser Technologie liegt in den Kosten, und darüber wird sich entscheiden, ob die Natrium-Ionen-Akkus den Marktdurchbruch schaffen.

Ein deutlicher Kostenvorteil bei vergleichbarer Leistung ist immer für eine positive Prognose gut.  

Ja, der Kobalt-Abbau ist umweltschädlich und wird größtenteils unter menschenverachtenden Umständen vorgenommen. Das ist in der Tat kein Mythos, sondern es stimmt. Allerdings stecken mindestens drei andere Mythen in diesem Komplex.

  1. Für Qualität und Umfang der Zustände in den Abbaugebieten ist vorrangig die E-Auto-Industrie verantwortlich.
    Kobalt wurde auch schon vorher unter diesen grauenhaften Umständen abgebaut. Das ist keine Rechtfertigung, aber eine Tatsache.
  2. Und viel wichtiger: Nach Schätzungen seitens einiger Versicherungen liegt der Anteil der E-Autos ohne Kobalt weltweit bereits jetzt bei 40 Prozent. Tendenz: weiter stark abnehmend – im Hinblick auf z. B. Natrium-Ionen-Batterien.
  3. Sowohl Hersteller als auch Verbraucher von Benzinern begründen ihr Engagement gegen E-Mobilität auf ihren Sorgen um Umwelt und Menschenrechte. Das ist kein Mythos.   

Mythos: Batterien in E-Autos gehen schnell kaputt

Es kann nicht bestritten werden. Ist die Batterie kaputt, fällt der Antrieb aus. Und der Austausch kann sich heute auf bis zu 50 Prozent des Neupreises belaufen. Ein Schaden am Verbrenner-Antrieb hat nicht zwangsläufig den Austausch des kompletten Motors zur Folge. 

Volkswagen bietet daher z. B. eine Garantie für die Lithium-Ionen-Batterien in seinen E-Modellen an, die über acht Jahre oder 160.000 Km Fahrleistung reicht. Sie beinhaltet, dass die Batterie in dieser Zeit oder bei dieser Laufleistung 70 Prozent der nutzbaren Kapazität NICHT unterschreitet. Damit liegt VW auf Höhe der wichtigsten Mitbewerber. 

Voraussetzung ist, wie bei jedem anderen Gebrauchsgegenstand auch, der korrekte Umgang. Permanent nur an Schnellladesäulen aufladen oder den Akku komplett leer fahren, gehört z. B. nicht dazu. Hier unbedingt auf die Garantiebedingungen achten. Eine vollständige Entladung kann z. B. auch bei längeren Urlaubsreisen passieren, wenn der Wagen wochenlang nur steht. 

Im Prinzip brauchst du nur drei einfache Regeln beachten:

  1. Bei täglichen Kurzstrecken die Batterie nicht über 80 Prozent aufladen.
  2. Dein Elektroauto sollte nach mehr als zwölf Stunden Standzeit zu mindestens 30 Prozent aufgeladen sein.
  3. Wenn du dein E-Auto zu 100 Prozent aufladen möchtest, stelle bitte im Lademanager den Ladetimer ein. Außerdem sollte man nach dem vollen Aufladen zeitnah losfahren.

Nein, wir konnten keine Studien finden, die bestätigen, dass Batterien von E-Autos im Vergleich mit Verbrenner-Motoren schneller kaputtgehen. Im Gegenteil lässt sich allerdings feststellen, dass die Wartungsintervalle bei E-Autos (Herstellerangaben) vergleichsweise größer sind. 

Mythos: Entsorgte Batterien verursachen Müllberge

Auch wenn man das Thema Recycling in der Diskussion um Pro und Contra E-Autos nicht häufig hört, beschreibt es einen wichtigen Punkt. Müllberge produziert die Menschheit schon genug. Mittlerweile gibt es Unternehmen, die sich auf das Recycling der Akkus – auch in der Größenordnung für E-Autos – spezialisiert haben. Volkswagen gehört zu den Herstellern, die hier mit einer ganzen Anzahl von Start-ups zusammenarbeitet. 

So eine Batterie ist nicht zwangsläufig tot, nur weil sie beim Aufladen ab und zu nicht mehr über die 70 Prozent garantierte Leistung kommt. Sie kann unter anderem in einzelne Zellenblöcke von beliebiger Größe zerteilt und in vielen anderen Bereichen noch sinnvoll weiterverwendet werden. Vom mobilen Akku fürs Camping, bis hin zu Lösungen in Containern für die industrielle Speicherung ökologisch gewonnener Energie, gibt es eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten, bevor ein Akku irgendwann tatsächlich in seine Rohstoffe zerlegt werden muss.

Dabei werden schon heute mehr als 90 Prozent aller Bestandteile wiederverwendet. Dazu zählen Lithium, Kobalt, Nickel, Kupfer etc. Das Potenzial, Müllberge zu vermeiden und daran sogar zu verdienen, ist also gegeben. 

Lifehack

Sofern es keine Sicherheitsbedenken gibt, kann man ausrangierte (nicht beschädigte) Batterien aus E-Autos auch zur Stromspeicherung nutzen. Eine Schaltung mit der heimischen Photovoltaikanlage auf dem Dach ist eine Option. 

Mythos: Elektorautos haben viel weniger Reichweite

E-Autos haben weniger Reichweite als Benziner. Ja. Noch. Mittlerweile sind westliche Fahrzeuge bei einer Reichweite zwischen 300 km (z. B. Tesla Model Y, VW ID.3) und um die 700 km (Mercedes EQS, VW ID 7) – je nach Fahrweise und Verkehrsaufkommen. 

Entscheidender als der Vergleich zu Verbrennern ist a) wie viel Reichweite Sie mit einem Pkw benötigen und b) wie es um die Lademöglichkeiten vor Ort bestellt ist. Dass sich die Reichweiten derzeit noch stark weiterentwickeln, dürfte niemand ernsthaft bezweifeln. 

Mythos: Die Ladeinfrastruktur ist miserabel

Die Ladeinfrastruktur ist in einem Umfang ausgebaut, für den sich bisher noch niemand einen Preis vergeben sollte. Aber auch hier ist die Frage, was als Messlatte herhalten soll: Summen oder der tatsächliche Bedarf? 

Anfang März 2023 gab es nach offiziellen Angaben  85.000 öffentliche Ladestationen inkl. mehr als 14.000 Schnellladestationen in Deutschland. Das bedeutet etwa elf E-Autos pro Ladestation. Nicht eingerechnet sind die Entfernungen zwischen den Ladestationen. Manche haben eine fast vor der Haustüre, manche müssen mit dem Bus fahren.
Ebenfalls nicht berücksichtigt ist die Tatsache, dass es auch Lademöglichkeiten zu Hause und am Arbeitsplatz gibt und der Hinweis, dass natürlich nicht alle zur gleichen Zeit laden.

Nach Plänen der Bundesregierung sollen bis 2030 15 Mio. E-Autos mehr als eine Mio. öffentliche Ladesäulen zur Verfügung stehen. Das wären dann nicht mehr elf, sondern knapp 15 E-Autos pro Ladesäule. Das klingt erst einmal nicht besser, aber das Netz und damit der Zugang im Alltag werden besser.

Zusatz:

Das Argument, was passiert, wenn alle gleichzeitig laden wollen, sollte sich bis hierhin bereits beantwortet haben. Wenn sich jemand nicht zu schade dafür ist, das immer noch anzubringen. Und nein, wir leiden in Deutschland nicht unter Stromknappheit. Aber das ist ein ganz anderes Thema. 

Wer schon einmal das Vergnügen hatte ein E-Auto zu fahren, weiß, dass das Navi anzeigt, ob eine potenzielle Ladesäule frei ist oder nicht. Mittlerweile sind die meisten öffentlich zugänglichen Ladesäulen online und können somit ihren Verfügbarkeitsstatus online bekannt geben. Ist eine Ladesäule belegt, so wählt euer Navi die Route so, dass es passt. Eine kleine KI quasi. Funktioniert das immer perfekt? Nein, aber immer besser.

Mythos: Ladezeiten sind viel zu lang

Nun, sie sind lang. Ob zu lang oder nicht, muss jeder für sich entscheiden. Wenn ich z. B. über Nacht oder über den Tag am Arbeitsplatz lade, ist das sicher individuell zu beurteilen. 

Aber etwa im Vergleich zur nicht gerade langsamen Entwicklung der Batterietechnik sind die Fortschritte hier noch schneller. Bei einer leistungsfähigen Ladesäule sollte man aktuell weniger als 30 Minuten für 80 Prozent Aufladung benötigen. 

Mythos: zu hohe Kosten für Anschaffung und Wartung

Der Gebrauchtmarkt für E-Autos ist auch noch wenig aussagekräftig, weil er noch zu klein ist. Und ja, bei Neufahrzeugen ist der Wertverlust am größten. Das gilt übrigens für alle Antriebsarten, war auch noch nie anders. Bei Fragen helfen wir gerne weiter. 

Wartungsintervalle werden vom jeweiligen Hersteller festgelegt. Und noch mehr als von der Technik sind sie z. B. abhängig von der Nutzung. 

Durch das Ausbleiben von Verschleißteilen wie Motor und Getriebe sind die Wartungsintervalle bei E-Autos größer und weniger umfangreich, benötigt jedoch spezialisiertes Know-how. 

Änderungen bei der Förderung (Umweltbonus) zum Kauf eines E-Autos fallen in diesem Jahr an. 

  • Die Fördersumme zum Kauf eines E-Autos sank von 9.000 EUR (2022) auf 6.750 EUR (ab 2023). 
  • Hybridfahrzeuge werden 2023 nicht mehr gefördert.

Nicht verändert hat sich beispielsweise, dass der Förderantrag erst gestellt werden kann, wenn das E-Auto zugelassen ist. Hier ist der Antrag für eine Förderung beim Bundesministerium für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle verlinkt

Das Thema Anschaffung und Förderung ist für unseren Rahmen etwas zu komplex und auch zu wichtig, um hier eine Auswahl von einzelnen Aspekten zu treffen. Das können andere besser, die wir gerne empfehlen:

  • Alle wichtigen und aktuellen Infos zur Förderung beim Kauf und beim Leasing eines E-Autos siehst du übersichtlich und gut erklärt unter anderem bei Finanztipp.
  • Alles für Fördermöglichkeiten beim Kauf eines gebrauchten E-Autos findest du unter anderem beim ADAC

Tipp: Die Umstellung auf E-Mobilität stellt Kfz-Werkstätten vor große Herausforderungen, finanziell, personell und strukturell. Das können nicht alle gleich schnell und gleich gut bewältigen. 

Wenn du über ein E-Auto nachdenkst oder für ein vorhandenes eine gute Werkstatt suchst, achte darauf, ob die ausgesuchte Werkstatt die notwendigen Anforderungen erfüllt. Mehr dazu auch hier. (intern verlinkt zu: »Elektrofahrzeuge: Herausforderungen für Kfz-Werkstätten und Tipps für Fahrzeughalter«)

Und ganz wichtig: Mit der THG-Quote (Treibhausgasminderungsquote) lässt sich sogar mit dem E-Auto Geld verdienen. Was es damit auf sich hat und wie das Format funktioniert, hat die Verbraucherzentrale sehr übersichtlich dargestellt. 

Fazit

Im E-Auto stecken 2023 nicht mehr Mythen als in jedem anderen Kraftfahrzeug auch. Die relevanten technischen Entwicklungen im E-Antrieb allein bis 2023 sind aus unserer Sicht gut und seriös dokumentiert.

Unter den heutigen Bedingungen fährt ein E-Auto nach ca. 45.000 km klimafreundlicher als ein Verbrenner. Dieselfahrzeuge dürften bei etwa 60.000 km überholt werden. Diese Daten beziehen selbstverständlich den Stand der aktuellen Stromerzeugung und dessen Nachhaltigkeit mit ein. Je mehr wir auf erneuerbare Energien umschwenken, desto besser wird die Umweltbilanz von E-Autos.
Nicht ohne Grund haben wir für die ökologische Nutzung unserer E-Autos und Hybrids eigene Solarpanels auf unser Dach gesetzt.

Solaranlage auf dem Dach unseres Autohauses

Dazu kommen die technischen Weiterentwicklungen in den Bereichen Batterie und Ladestationen sowie die Ladeinfrastruktur und Angebotsbreite bei den Herstellern. Alle wichtigen Argumente sprechen für die Elektromobilität im Individualverkehr. Daran ist nichts mehr wirklich geheimnisvoll.

Wenn du dich rund um E-Autos und Hybrids von VW beraten lassen möchtest, dann nimm jetzt mit uns Kontakt auf.